Tourismus in Indien

Das Taj Mahal in Agra gilt als bekanntes Touristenziel

Der Tourismus spielt eine wachsende Rolle in Indiens Wirtschaft und Gesellschaft. 2017 wurde laut Zahlen der Weltorganisation für Tourismus erstmals die Schwelle von 15 Millionen ausländischen Besuchern überschritten.[1] Besonders wettbewerbsfähig ist Indien in den Nischen des Kultur- und Medizintourismus, während der konventionelle Erholungstourismus noch weniger verbreitet ist. Dank einer wachsenden Mittelschicht und besserer Konnektivität befindet sich auch der Inlandstourismus in einem starken Aufschwung.[2] 2018 wurde die Zahl der internen Touristenankünfte auf 1,7 Milliarden geschätzt.[3] Der ökonomische Anteil des Tourismus lag 2018 bei ca. 250 Milliarden US-Dollar (9,2 % der Wirtschaftsleistung). Über 42 Millionen Arbeitsplätze sind in Indien vom Tourismus abhängig.[4] Im Oktober 2015 wurde der indische Medizintourismus auf 3 Milliarden US-Dollar geschätzt. Bis 2020 soll er auf 7 bis 8 Milliarden US-Dollar anwachsen. Im Jahr 2014 reisten 184.298 ausländische Patienten nach Indien, um sich medizinisch behandeln zu lassen.[5]

Die Grundlagen für den Tourismus im Land sind vielversprechend. Indien verfügt über 38 UNESCO-Welterbestätte (2019) und weltweit bekannte touristische Ziele wie das Taj Mahal oder das Rote Fort in Delhi. Dazu kommen etliche weitere Sehenswürdigkeiten von religiöser oder kultureller Signifikanz, die über das gesamte Land verteilt sind. Hindernisse stellten bisher die schwere Zugänglichkeit vieler Landesteile, die schlechte hygienische Situation, Sicherheitsprobleme und die wenig liberale Einreisepolitik der Regierung dar.[6] Mit der wirtschaftlichen Liberalisierung, die in den 1990er Jahren begann, sind hohe Geldsummen zur Entwicklung der Infrastruktur investiert worden und die Regierung sieht den Tourismus inzwischen als Stützpfeiler zur Armutsbekämpfung und der Schaffung von Arbeitsplätzen.

Das Tourismusministerium von Indien entwirft nationale Richtlinien für die Entwicklung und Förderung des Tourismus. Dabei konsultiert das Ministerium andere Akteure des Sektors und arbeitet mit diesen zusammen, darunter verschiedene zentrale Ministerien, Landesregierungen der Bundesstaaten, Gewerkschaften und Vertreter des Privatsektors. Es werden gemeinsame Anstrengungen unternommen, um Nischentourismus wie Land-, Kreuzfahrt-, Medizin- und Ökotourismus zu fördern. Spezielle Instrumente des Tourismusministeriums zur Förderung des Tourismus sind öffentliche Kampagnen wie Incredible India.[7]

Der Travel and Tourism Competitiveness Report des Weltwirtschaftsforum für das Jahr 2017 bescheinigt Indien den 40. Platz von insgesamt 136 Ländern. Der Bericht bewertet die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des indischen Tourismussektors als eine große Stärke (Rang 10). Indien besitzt einen recht guten Luftverkehr (Rang 32), insbesondere in Anbetracht des Entwicklungsstands des Landes, und eine ordentliche Infrastruktur für den Landverkehr (Rang 29). Das Land punktet auch bei den natürlichen und kulturellen Ressourcen (Rang 9). Einige andere Aspekte der Tourismusinfrastruktur sind jedoch noch relativ unterentwickelt. Pro Kopf verfügt das Land noch über wenige Hotelbetten und nicht genug Geldautomaten.[8]

Die meisten internationalen Touristen erreichen Indien über seine internationalen Flughäfen. Um nach Indien zu reisen, müssen Staatsbürger der meisten Länder einen gültigen Reisepass besitzen und vor ihrem Besuch bei der örtlichen indischen Botschaft oder dem Konsulat ein Reisevisum beantragen. Lediglich Personen aus Bhutan, Malediven und Nepal benötigen kein Einreisevisum für Indien. Als Maßnahme zur Förderung des Tourismus führte die indische Regierung im November 2014 eine neue Visumspolitik ein, die es Touristen und Geschäftsreisenden durch den Erwerb einer elektronischen Reisegenehmigung ermöglicht, an 16 ausgewiesenen internationalen Flughäfen ein "Visum bei Ankunft" zu erhalten.[9] Um in einige Regionen des Landes zu reisen, brauchen Touristen zudem eine Sondergenehmigung, dazu zählen z. B. Teile von Ladakh, Nagaland, Sikkim, Arunachal Pradesh und den Andamanen und Nikobaren.[10]

Es gibt in Indien große Unterschiede im Entwicklungsniveau und der Qualität der Infrastruktur zwischen einzelnen Regionen. Im Jahr 2014 waren Tamil Nadu, Maharashtra und Uttar Pradesh die beliebtesten Bundesstaaten für Touristen. In Relation zu Größe und Einwohnerzahl waren Goa, Delhi und Kerala am stärksten durch Tourismus geprägt.[11] Delhi, Mumbai, Chennai, Agra und Jaipur waren die fünf Städte Indiens, die im Jahr 2015 von den meisten ausländischen Touristen besucht wurden.[12]

  1. International tourism, number of arrivals. Abgerufen am 15. Juli 2019.
  2. Tourism in India Is Booming. So Why Is Everyone So Worried? 6. Juli 2018 (bloomberg.com [abgerufen am 16. Juli 2019]).
  3. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen :1.
  4. INDIA 2019 ANNUAL RESEARCH: KEY HIGHLIGHTS. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Dezember 2019; abgerufen am 16. Juli 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wttc.org
  5. Promotion of Medical Tourism. Abgerufen am 16. Juli 2019.
  6. Tourismus in Indien: Ungeschliffener Diamant. In: Spiegel Online. 18. Dezember 2004 (spiegel.de [abgerufen am 16. Juli 2019]).
  7. Incredible India | Official Website for Ministry of Tourism India. Abgerufen am 16. Juli 2019.
  8. The Travel and Tourism Competetivness Report 2017. WEF, abgerufen am 23. Mai 2018 (englisch).
  9. India to extend visa-on-arrival to tourists from 180 countries. 5. Februar 2014, abgerufen am 16. Juli 2019 (englisch).
  10. India Visa Online. Abgerufen am 16. Juli 2019.
  11. Himanshi Dhawan | TNN | Updated: Jul 25, 2015, 5:10 Ist: Tamil Nadu, UP pip Goa as tourist havens | India News - Times of India. Abgerufen am 16. Juli 2019 (englisch).
  12. Top 100 City Destinations Ranking. Abgerufen am 16. Juli 2019.

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